Eberhard Bitter | Der 1960 im nordrhein-westfälischen Wanne-Eickel geborene Künstler Eberhard Bitter steht als zeitgenössischer Künstler der figurativen Malerei und Zeichnung in der Tradition des expressiven Realismus. Für ihn steht das Motiv des Menschen im Mittelpunkt seines künstlerischen Schaffens.

Eberhard Bitter gehört zu den Protagonisten einer Malerei, der mit seiner kraftvollen künstlerischen Energie und authentischen Hinwendung zur Gegenständlichkeit mit kräftiger Farbigkeit und heftigem Malduktus den geschaffenen Werken seinen unverwechselbaren Kunststil mit der Bitter-typischen Oberflächenästhetik geprägt hat. Seine Werke sind Belege für eine zeitgenössische Kunst, die auch in der traditionellen Malerei verwurzelt sind. Zu den figürlichen Szenerien und der Werkreihe von „Kopf-Portraits“ sind eine weitere faszinierende Facette von Werken mit Baum-, Landschafts- und Felskörpern – wie beispielsweise „Zugehörig“ (2017) – in seinem künstlerischen Œuvre zur Seite gestellt, die teilweise einen Dialog in eine andere Welt zulassen.

Dabei verzichtet Bitter in seinen Darstellungen häufig auf jegliche Attribute sowie auf eine nähere Verortung der dargestellten Menschen in seine Umgebung. Teilweise fällt dem Betrachter auf, dass der einzeln dargestellte Mensch oder die Figurengruppe in eine nicht näher spezifische Hintergrundszene eingebettet ist und gleichzeitig die menschlichen Erscheinungsbilder in seiner bloßen Nacktheit und Ursprünglichkeit thematisiert werden.

Seine lebendige Pinselführung wird meistens dadurch verstärkt, dass er durch einen gewünschten pastosen Farbauftrag eine Oberflächenbeschaffenheit auf der Leinwand entstehen lässt – man kann sagen eine Bitter-typische Oberflächenästhetik – welche interessante Strukturen zulässt und seine Malerei als unverwechselbares Medium betont.

In Eberhard Bitters „Körperbildern“ – wie er sie selbst bezeichnet – bestechen die figürlich-expressiven menschlichen Figurengruppen seine unverkennbare Ästhetik. So wird der aufmerksame Betrachter beispielsweise in den beiden Arbeiten „Trag-Weite“ (2021) und „Über-Stützung“ (2020) die künstlerische Ausdrucksstärke in den teils ungewöhnlichen Perspektiven und Haltungen der dargestellten Körper entdecken. Technisch virtuos modelliert der Künstler die Kommunikation der einzelnen Figuren mit ihren anatomischen Bewegungen zu zwischenmenschlichen Körperfacetten, wodurch auch Gefühle und Handlungsweisen wie Zuneigung, Nähe, Gemeinsamkeit, Schmerz, Freude und Glück direkt zum Ausdruck kommen – es sind spannungsgeladene Körpergefühlsbilder mit Empfindungen, die ein faszinierendes Spektrum der menschlichen Kommunikation beschreiben.

Diese akzentuierten Körperempfindungen drängen sich dem Blick des Betrachters aus dem Bildzentrum der Arbeit „Zentriert“ (2019) regelrecht auf, wobei die dargestellte Figurengruppe durch deren kräftiges Inkarnat der weiblichen Person und den blau-rötlichen Partien im Umfeld geprägt wird. Gerade hier erfährt man durch die vom Künstler gewählten Farbtöne eine Steigerung der Bildwirkung, die für die Darstellung nackter menschlicher Körperpartien verwendet werden. Gemischt wird das Inkarnat aus den Farben Rot, Blau und Grauweiß sowie weiteren passenden Tönen wie Ocker und verschiedenen Brauntönen. Erst allmählich lösen sich Details aus der dynamisch vorgetragenen Malerei des jeweiligen Bildes, wie sie ganz typisch im Œuvre Eberhard Bitters zu finden sind.

„Farb- und Hell-Dunkel-Kontraste sind für mich wichtig“, betont Eberhard Bitter. „Gesichter von interessanten Typen sind für mich spannend, wenn sie ab einem bestimmten Alter vom Leben gekennzeichnet sind – sowohl positiv wie negativ“. Seine „Ausdrucks-Köpfe“ appellieren an das Einfühlungsvermögen des Betrachters. Sie suchen den Kontakt, zeichnen sind durch vielsagende Blicke aus, schauen einen aufmerksam an. Mit größter Spontanität und reliefhaft-pastosem Farbauftrag erarbeitet Eberhard Bitter ein höchst expressives Gesicht, das durch seine leuchtend-intensive Farbigkeit und den kräftigen Malduktus besondere Dynamik erreicht.

Auch Eberhard Bitters konkrete „Portrait-Köpfe“ verschiedener Persönlichkeiten des öffentlichen und privaten Lebens zeichnen sich durch seinen charakteristischen Pinselduktus verstärkt aus.

Zu den jüngsten Arbeiten des Künstlers zählen Portraits von Persönlichkeiten wie Konrad Adenauer, Willy Brandt oder Angela Merkel, aber auch Wolfgang Niedecken, Moritz Bleibtreu, Prince oder Amy Winehouse, deren Werkreihe das Spektrum seiner Malerei seit 2018 erweitert. In den en face angelegten Portraitdarstellungen der Düsseldorfer Musiker um den Sänger Campino „Die Toten Hosen“ (2018) bedient sich der Künstler Eberhard Bitter virtuos seiner Farbpalette und entzündet ein regelrechtes Feuerwerk expressiver Farbigkeit. Dabei erreicht er in seiner Suche nach dem inneren Ausdrucksgehalt der jeweiligen Portraits alleine durch die verwendeten Farben eine unvergleichlich eindringliche Charakterisierung der portraitierten Personen.

Mit dem markanten Doppelportrait von Angela Merkel „Authentisch“ (2021) konnte der Künstler die vielschichtige Kanzlerschaft in seinem Duktus kontrastreich darstellen. Erstmalig in seinem künstlerischen Œuvre stellt er eine Persönlichkeit auf diese Weise in den Mittelpunkt, der im Gesicht die positiven, wie auch die nachdenklichen Lebensspuren anzusehen sind. Es sind Spuren des realen Lebens. Hiermit projiziert der Künstler eine 16-jährige Kanzlerschaft in einem Bild mit den hinterlassenen Spuren eines Politikerlebens. Der Betrachter erkennt die Spuren der facettenreichen Emotionen bei diplomatischen Gratwanderungen mit teils nicht immer angenehmen Verhandlungspartnern und Politikern ungleicher Wellenlänge – ein Wechselspiel zwischen nachdenklicher Kompromisssuche und dem persönlichen Engagement der dargestellten Persönlichkeit. An der Realität orientiert hält der Künstler im Rahmen dieses Wechselspiels zwei stark ausgeprägte Seiten einer authentischen Person fest, wo er etwas aus dem Inneren nach außen darstellt. Diese malerische Eigendynamik ist das Lebendige an dieser künstlerischen Interpretation.

Insgesamt überführt der Künstler Eberhard Bitter die figurativ-expressive Malerei im Dialog von dargestellten Körpergefühlen und -empfindungen in seinen Werken in eine interessante Symbiose – der Blick wird zum Einblick und Ausdruck!?